Am 30. März fand in Flensburg eine Demonstration unter dem Motto »Freiheit Für Palästina« statt. Dazu aufgerufen hatte der neu gegründete Palästinensische Verein. Dem Aufruf angeschlossen und zur Demo bundesweit mobilisiert hatten die Gruppierungen Jugendwiderstand / Revolutionäres Kollektiv. Folglich im Text als RK/JW abgekürzt.
Das RK machte in Flensburg durch zahlreiche Provokationen, Drohungen und auch Angriffe gegen Linke und Anarchist*innen von sich reden. Darauf hatten sich viele Initiativen, Gruppen, Vereine und Einzelpersonen der sub/kulturellen Szene Flensburgs und auch außerhalb dieser, öffentlich gegen diese Gruppe ausgesprochen. In einem darauf folgendem Statement vom RK distanzierten sie sich ausdrücklich nicht von inner-linker Gewalt.
Flensburg lebt von seiner Vielfalt und Offenheit. Daher hatte das »Wir sagen Moin«-Bündnis nach Bekanntgabe der Demonstration, zu einem friedlichen gemeinsamen Eisessen für Vielfalt und Toleranz aufgerufen.
Daraufhin versammelten sich am 30. März ca. 50 Menschen aus unterschiedlichen Spektren in der Norderstraße zum Eis essen.
Es wurden Transpis aufgehangen und auf der Straße abgehangen.
An Menschen, die augenscheinlich die Demonstration am Nordertor besuchen wollten, wurden Flyer auf arabisch und deutsch verteilt. Es wurde darauf hingewiesen, welche Charakterzüge das RK/JW hat und warum diese dem Gedanken von einem bunten Flensburg widersprechen.
Zudem wurden die Teilnehmenden vor einer Instrumentaliserung durch diese Gruppierungen gewarnt.
Für das RK/JW gab es einen Tisch mit kostenlosen Aluhüten. Dieser wurde auch später auf der Demoroute plaziert. Eine Anspielung auf deren neuesten Verschwörungstheorien.
Zu diesem Zeitpunkt konnte der neue Palästinensische Verein ideologisch noch nicht eingeordnet werden. Der Fokus des Bündnissen und der Menschen vor Ort lag ausschließlich auf der Aufklärungsarbeit / dem Protest gegen die Gruppierungen RK/JW.
Generell möchten wir festhalten, dass die Flensburger Szene eine sehr vielseitige Szene ist. Menschen die sich mit Palästina solidarisieren hängen mit Menschen zusammen ab, die sich mit Israel solidarisieren. Die Szene ist nicht an diesem Konflikt gespalten und wird sich auch zukünftig dagegen verwehren die Welt in vereinfachte schwarz/weiß-Feindbilder einzuteilen – einig sind wir allerdings darüber, dass Antisemitismus nicht tolerierbar ist. Es gibt allerdings intern unterschiedliche Positionen dazu, was als solcher zu bewerten ist. Auch sehen viele das Schwenken von Nationalfahnen generell kritisch.
Paralell zum Eis essen in der Norderstraße fand die Freiheit für Palästina Kundgebung am Nodertor statt. Auch dort versammelten sich insgesammt ca. 55 Menschen. Die Hälfte waren Menschen vom RK /JW. Auch durch eine bundesweite Mobilisierung konnten sie anscheinend die Massen nicht nach Flensburg bewegen. Ein paar Menschen aus Magdeburg, Hamburg, Berlin und Münster waren aus ihrem Spektrum angereist.
Am Kundgebungsort standen Jugenwiderstand/Revolutionäres Kollektiv separiert vom Palästinensischen Verein.
Der Palästinensische Verein machte Gruppenfotos ohne RK/JW.
An dieser Stelle kam es seitens RK/JW zur ersten Bedrohung eines Demo Beobachters. Dieser verließ daraufhin die Kundgebung, da die verbalen Gewaltandeutungen seitens RK/JW eindeutig waren.
Die Demoroute ging vom Nordertor über die Schiffsbrücke entlang der neuen Straße zum Südermarkt. Dort wurde eine weitere Kundgebung gehalten und ein Theaterstück aufgeführt.
Begleitet wurde die Demonstration von ca. 10-12 Polizisten.
An der Kreuzung Toosbüystraße/Norderstraße kam es dann zu mehreren Zwischenfällen und zur Konfrontation zwischen den Menschen aus der Norderstraße und dem Demonstrationszug.
Ein Demonstrant hatte schon am Kundgebungsort am Nordertor ein Schild dabei, auf dem sich ein Palästinenser und ein Jude küssen (und der Aufschrift »Make Love not War«) und lief bis zu diesem Abschnitt mit in der Demonstation. In diesem Abschnitt der Demonstration beschlossen mehrere Demonstrant*innen, dass er die Demonstration verlassen soll und setzten dies mit körperlicher Gewalt durch. Laut eigenen Aussagen, war das Problem vor allem die dargestellte Homosexualität der beiden Männer. Auch noch nach der Demonstation kam es zu weiteren Bedrohungen gegen den Demonstanten, die bis heute anhalten.
https://www.facebook.com/Ahmed.sherwan98/videos/1188688707979645/
Liefen RK/JW und der palästinensiche Verein den anfänglichen Teil der Route separiert, war an dieser Stelle sehr deutlich, dass es dem RK /JW gelungen ist, sich vorerst hinter dem Palästinensischem Block zu verstecken und dieser unsere Gegenproteste, dem RK/JW galten, nicht richtig einrodnen konnte.
Dies hat zum Teil wahrscheinlich leider auch an unserem Auftreten gelegen. In der Dynamik der Situation haben einige von uns z.B. schon Parolen gerufen, als der Block von RK/JW noch nicht in Sichtweite war.
Bedauerlich ist auch, dass von unserer Seite aus einmal eine persönliche Bedrohung gegen ein Mitglied des RK gerufen wurde. Das ist eigentlich der Stil und das Niveau des RK/JW.
Auf die „Nazis raus“-Rufe des RK ebenfalls mit „Nazis raus“ zu reagieren , war auch nicht gerade eine analytische Hochleistung und füttert unnötigerweise die Opferhaltung des RK/JW.
Es gab keine polizeilichen Absperrungen und so traf der Gegenprotest direkt auf die Demonstration. Dies führte zu einer chaotischen, unübersichtlichen Situation, die sich das RK/JW zu nutzen machte um sich unter die Palästinensische Demo zu mischen. Vielleicht suchten sie auch Schutz in der Menge.
Seitens des RK/JW kam es in dieser Situation zu mehreren verbalen Provokationen und Drohungen, die zu einem Handgemenge zwischen Ihnen und Protestierenden führten.
Nachdem sich die Situation beruhigt hatte zog die Demonstration weiter zum Südermarkt. Auf dem Weg dorthin kam es zu einem weiteren Zwischenfall, als aus einer Bierkneipe betrunkene Menschen kamen und »Ausländer raus« der Demonstration entgegen riefen. Aus der palästinensischen Demo heraus wurde dies von einer Einzelperson mit »Scheiss Jude« beantwortet.
Am Südermarkt angekommen wurde das RK/JW von weiteren unbewachten Transpis begrüßt, welche wutentbrannt von Ihnen schnellstmöglich entfernt wurden.
Diese Transpis verwendeten Sie dann später um vor Black Mosquito ein Gruppenfoto zu machen. Dabei wurden die Transpis nach Hooligan Marnier verkehrt herum gehalten. Besonders ehrenhaft habe sie diese Transpis jedoch nicht erlangt, schließlich mussten sie nur die Knoten lösen.
Auch nach der Kundgebung am Südermarkt kam es zu Bedrohungen eines Demo Beobachters.
Am Abend kam es dann wie erwartet zu mehreren Zwischenfällen.
Eine Gruppe hat gegen den Infoladen Subtilus in der Norderstraße gepinkelt und eine Gruppe hat wiederholt vor dem Wohnprojekt Senffabrik verbal provoziert.
Außerdem waren am nächsten Tag neue Tags in der Nähe von Black Mosquito. Unter anderen »Fick Israel!« und «ANTID‘s TOD SCHLAGEN! RAJ RK« [sic!]
Wir befinden uns noch in der Reflexionsphase, aber sehen den Tag generell als erfolgreich an. Wir haben nur innerhalb von Flensburg mobilisiert und waren trotzdem mehr Menschen als das RK/JW bundesweit auf die Straße bekommt und vor allem ein ziemlich bunter Haufen – denn eins ist sicher – ganz Flensburg hasst das RK!
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